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Jazz in Hessen: "Wir haben gespielt wie die Teufel."

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Chocolate, Chewing Gum und Jazz

Frühjahr 1945: Amerikanische GIs rollen mit Panzern durch das zerbombte Frankfurt. Sie bringen nicht Schrecken und Vergeltung, sondern Schokolade, Kaugummi und den "Sound der Freiheit“, der sich in den vergangenen 70 Jahren in Hessen rasant entwickelt hat und bis heute weiterklingt.

Jazz in Hessen kann auf eine spannende Geschichte zurückblicken. In der Frühzeit wird er von der Mehrheit der Hessen als „wüster Krach“ und  „Urwaldmusik“ abgelehnt. Aber die Jazzmusiker bleiben ihrer Liebe treu. Einige schaffen es, "sich selbst zu spielen" und erfolgreich einen eigenen Stil zu entwickeln.

Später entwickelt sich Jazz mehr und mehr zur Weltmusik. Die unterschiedlichsten Musiktraditionen gehen eine Verbindung mit dem Jazz ein, der so zur globalen Verständigung beiträgt.
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Horst Lippmann, der spätere Konzertveranstalter, erinnert sich an die Jamsessions im Frankfurter "At Lippmann's“.

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Im Nachkriegsfrankfurt etabliert sich rasant eine Szene, in der amerikanische und deutsche Musiker gemeinsam die Nacht durchjazzen.Das müssen sie auch, denn es herrscht Ausgangsverbot und vor dem Morgengrauen darf man nicht auf die Straße. Diese Sessions sind überfüllt und die Atmosphäre ist einzigartig.

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Paul Kuhn: "Pauls Festival Blues", 1954

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In Frankfurt und den anderen amerikanisch besetzten hessischen Städten entstehen sogenannte "Ami-Clubs", in denen die GIs abends ihre Freizeit verbringen und zu Live-Musik tanzen. Diese Clubs werden zu den Hauptarbeitgebern für deutsche Jazzer, die in den ersten Nachkriegsjahren mit Zigaretten und anderen Naturalien bezahlt werden.

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Ein Jazz-Fan erinnert sich: "Is des der Fahrradwesch nach Griesheim?"

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"Jazz? Viel zu aufregend!"

Die Mehrheit der Deutschen lehnt die schrägen Klänge ab. Für sie ist diese Musik exotisch, verlottert und zuchtlos. In ihren Köpfen spukt die Vorstellung von "Urwaldmusik". Aber die "jungen Wilden" begeistern sich für den rebellischen Sound, der für sie Coolness, Lockerheit und die Befreiung von Zwängen bedeutet - das Gegenteil dessen, was zuvor gelebt werden musste.

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Albert Mangelsdorff erinnert sich: "Am Anfang fürs Bier gespielt"

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1952 eröffnet Carlo Bohländer den Frankfurter Jazzkeller. Jeder der Jazz hören oder selbst spielen will, kommt vorbei. Man knüpft Kontakte und jammt. Schnell eilt dem Keller ein Ruf voraus.

Amerikanische Jazzstars wie Frank Sinatra, Duke Ellington oder Louis Armstrong, gehen nach ihren großen Konzerten in den Keller, um mit Frankfurter Musikern abzuhängen und sich in der Szene umzuschauen. Als ältester Jazzclub Deutschlands ist er heute noch eine gute Adresse für Livejazz.

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Das Frankfurter Jazzhaus - ein Fachwerkhaus, das voll und ganz dem Jazz dient: Tagsüber treffen sich die Jazzbegeisterten in der Kneipe auf der Kleinen Bockenheimer Staße, hören Platten und gehen später am Abend zwei Türen weiter in den Jazzkeller.

In den oberen Stockwerken ist das Büro der Deutschen Jazzföderation untergebracht. Von hier aus werden Konzerttourneen für deutsche Musiker organisiert.
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"Liebe auf den ersten Ton" - Die Gebrüder Mangelsdorff

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Brüder und Jazzlegenden:
Albert und Emil Mangelsdorff

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Der "Frankfurt Sound" ensteht

Der Jazz wächst aus den Kinderschuhen heraus und die hessischen Musiker setzen zahlreiche Impulse für das nationale und internationale Jazzgeschehen.
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Live vom ersten Deutschen Jazzfestival 1953

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Es ist DAS Jazz-Ereignis der noch jungen Republik:
Am 3. Mai 1953  veranstaltet Horst Lippmann im Frankfurter Althoff-Bau erstmals Das Deutsche Jazzfestival, zunächst als Forum für deutsche Talente.

Es gibt kaum einen Musiker, der nicht irgendwann auf dem Festival aufgetreten ist. Bald steigt der Hessische Rundfunk als Mitveranstalter ein und nach und nach entwickelt sich das Festival zu einem Hotspot der Jazz-Szene.

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Besucher des Jazz-Festivals 1958 im großen Sendesaal des
Hessischen Rundfunks.
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Es sind die goldenen Jahre des Jazz:

In den 50er Jahren war Jazz die Musik des Aufbruchs in eine neue freiere, demokratische Gesellschaft. Vor allem Akademiker, Künstler und Studenten sind von den improvisierten Sounds angezogen.
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Albert Mangelsdorff erinnert sich an die Gründung

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Aus den Deutschen All-Stars rund um Posaunist Albert Mangelsdorff wird 1958 das Jazzensemble des Hessischen Rundfunks - ein frei assoziiertes Ensemble von Jazzmusikern.

Von Anfang bis heute genießt das Ensemble die Freiheit, ohne jegliche Vorgaben und vollkommen experimentell arbeiten zu können. Mittlerweile existieren mehr als 2.500 eigene Jazz-Aufnahmen.

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Albert Mangelsdorff: "Now Jazz Ramwong" aus dem Jahr 1964

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1961 formiert Albert Mangelsdorff eine der wichtigsten deutschen Formationen des modernen Jazz: Das Albert Mangelsdorff-Quintett mit Günter Kronberg, Heinz Sauer, Günter Lenz und Ralf Hübner.

Die Musiker arbeiten an der Emanzipation der europäischen Jazzmusik vom damals dominanten US-Jazz und experimentierten mit den unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen. So lässt sich hier die Inspiration einer 10-wöchigen Asien-Tournee nachhören.

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Horst Lippmann: "Mit Transparenten die Ellington-Band begrüßt"

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Während die hessischen Musiker in kleinen Clubs am eigenen Jazzstil feilen, beginnen amerikanische Jazzstars, große Hallen zu füllen. Horst Lippmann ist der erste Veranstalter, der große Jazz-Konzerte auf die Bühne bringt.

Auch der  amerikanische Jazzmusiker Duke Ellington folgt seinem Ruf und kommt mehrmals nach Frankfurt. Hier ist er bei der Ankunft mit seinem Orchester am Flughafen Rhein-Main am 23.5.1963 zu sehen.

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Albert Mangelsdorff über das Kopieren amerikanischer Vorbilder

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Die Entwicklung eines eigenen Stils war Albert Mangelsdorff - hier mit seiner Familie - immens wichtig.

Im Frankfurter Jazzkeller lernt er den jungen Volker Kriegel kennen. Beide teilen die Ambition, sich musikalisch von den amerikanischen Vorbildern zu lösen. Später werden sie Teil des "United Jazz & Rock Ensemble", das Größen des Jazz und Jazzrock aus ganz Europa vereinigt.

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Volker Kriegel über "Amerikagläubigkeit".

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Volker Kriegel geht von Anfang an musikalisch eigene Wege. Schon Mitte der 60er Jahre gilt er als „Deutschlands Jazz-Gitarrist Nummer eins“.

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Albert Mangelsdorff: " A Jazz Tune I Hope", 1979

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Kriegel gibt Albert Mangelsdorff den Spitznamen "Posaunenweltmeister". Albert mag diese Bezeichnung nicht. Dennoch ist sie passend, denn in den 70er Jahren entwickelt er eine mehrstimmige Spielweise auf der Posaune, die ihn zur Jazz-Ikone macht.

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Volker Kriegel live in den 70er Jahren: "Und schön ist die Fahrt“, 1977

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Den gleichen Kult-Status erarbeitet sich Volker Kriegel an der Gitarre. Der Jazz-Rocker prägt einen eigenen, teilweise psychedelischen Stil.

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Volker Kriegel mit seiner Band Spectrum auf dem 13. Deutschen Jazzfestival Frankfurt 1974

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Vom "wüsten Krach" zur Weltmusik

hr-Jazzensemble "Hidden Costs"

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Frankfurt, die Jazz-Hauptstadt von einst, hat in den 50er und 60er Jahren herausragende Musiker hervorgebracht, die es geschafft haben, "sich selbst zu spielen" und dadurch einen eigenen Stil zu entwickeln. Diese Grundsteine waren wichtig für die weitere Entwicklung des Jazz in Hessen.

Zwar ist Frankfurt nicht mehr wichtigste Jazz-Stadt in Deutschland, aber dennoch kann man Jazz  in Hessen immer noch in Theorie und Praxis erleben. Wir stellen Ihnen wichtige Vertreter der aktuellen Jazzszene vor.

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Dr. Wolfram Knauer, Leiter des Instituts: "Das Jazzinstitut ist eine Verbindung von Theorie und Praxis."

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Ein Treffpunkt für Jazz-Begeisterte: 1983 erwirbt die Stadt Darmstadt die Jazzsammlung des Jazzkritikers und Produzenten Joachim Ernst Berendt. Die Dokumentation der Jazzgeschichte - Schallplatten, Bücher, Zeitschriften, Fotos, Plakate - wächst im Laufe der Zeit immer weiter an, so dass die Ausstellungsräume an die Größe angepasst werden müssen.

Seit dem 3. Oktober 1997 hat das Jazzinstitut im Bessunger Kavaliershaus eine eigene Anlaufstätte mit einem vielfältigen Angebot: Forschung und Archivierung, aber auch Jazzleben wie Veranstaltungen und Umsetzung eigener Projekte im Konzertraum sind möglich. Das Institut genießt mittlerweile einen weltweiten Ruf und lockt Musiker, Forscher und Fans an.

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hr-Jazzensemble: "No Tuxedo / Please", Komposition von Heinz Sauer

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Im Jahr 2008 feiert das hr-Jazzensemble seinen 50sten Geburtstag. Mit von der Partie ist immer noch Emil Mangelsdorff. Nach wie vor ist das Ensemble ein Experimentierzirkel, in dem immer wieder neue Klangfarben entworfen werden.

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hr-Bigband und Morin Tovorgoon mit "Horse Race" auf dem 41. Deutschen Jazzfestival 2010

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Ab Ende der 80er-Jahre entwickelt sich Jazz mehr und mehr zur Weltmusik. Die unterschiedlichsten Musiktraditionen gehen eine Verbindung mit dem Jazz ein und bereichern die Palette der Ausdrucksmöglichkeiten.

Im 21. Jahrhundert angekommen, beweist der Jazz in seinen vielen Facetten, dass eine Verständigung zwischen allen Kulturen möglich ist.

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„Das Alter spielt beim guten Ton keine Rolle“ sagt der Elder Statesman des Jazz: Heinz Sauer. Denn er studierte zuerst Mathe und Physik, entdeckte dann das Bariton-Saxophon und kam erst später beim Tenor-Saxophon an.

Die Zusammenarbeit mit dem jungen Pianisten Michael Wollny hat Sauers Musikleben nochmal eine ganz neue Richtung gegeben. Die beiden haben haben es geschafft, neue Jazz-Wege zu beschreiten. Heute gilt Heinz Sauer als einer der profiliertesten Saxofonisten des europäischen Jazz.
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„Ich will Musik nicht studieren, ich lasse mir doch meine Kreativität nicht versauen!“ Das sagte der junge Pianist Uwe Oberg zu seinen Eltern und ging seinen eigenen Weg.

Heute ist Oberg ein wichtiger Jazz-Musiker, auch über die hessische Szene hinaus, ein unangepasster Freigeist, einer der sich musikalische gerne reibt und keine faulen Kompromisse eingeht.
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Jazz war immer eine Männerdomäne. Erst seit wenigen Jahren setzen sich auch Jazz-Instrumentalistinnen durch: Die Pianistin und Vertreterin des "Modern Jazz", Anke Helfrich leitet seit 2011 den neuen Jazz-Studiengang an Dr. Hoch's Konservatorium in Frankfurt.

Renommierte Lehrkräfte wie die Sängerin Eva Mayerhofer, Bassist Dietmar Fuhr, Saxofonist Heinz-Dieter Sauerborn oder Schlagzeuger Paul Höchstädter unterrichten dort zwar noch relativ wenige Studenten, aber der Grundstein für die Nachwuchsförderung ist gelegt.
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Valentin Garvie Quintett: "Getting Ready"

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"Musikverrückt" und Gewinner des Hessischen Jazzpreises 2015: Der aus Argentinien stammende Trompeter Valentin Garvie kann nicht ohne Musik. Er ist ein musikalischer Grenzgänger und Tausendsassa, festes Mitglied des Ensemble Modern, spielt im hr-Jazzensemble, in der Band des Pianisten Bob Degen und im eigenen Quintett.

Alles, was in seinenem Leben passiert, assoziert er musikalisch. Seine besonderen musikalischen Leistungen und Verdienste um die Entwicklung der hessischen Jazzszene sind nun honoriert worden.

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Emil Mangelsdorff: "Lasst Euch von Musik begleiten!"

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Emil Mangelsdorff, der am 11. April 2015 seinen 90. Geburtstag feierte, kann man noch live erleben: Im Frankfurter Holzhausenschlösschen ist er einmal monatlich mit seinem Quartett und Gästen zu hören.
Er ist DER Botschafter des hessischen Jazz.

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Fritz Rau: "Gegessen haben wir nicht viel, aber gespielt wie die Teufel!"

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Jazz ist noch lange nicht tot!
Solange er sich weiterhin immer wieder neu erfindet, bleibt seine Zukunft spannend.


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Redaktion Online-Special:
Klaudija Schnödewind

Autoren:
Dr. Jürgen Schwab
Claus Gnichwitz
Guenter Hottmann
Matthias Spindler
Daniella Baumeister
Dr. Peter Kemper




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